Zahnpflege von klein auf

Früh übt sich, wer ein kleiner Zahnputz-Profi werden will – mit tatkräftiger Unterstützung der Eltern. Die sorgfältige und regelmäßige Zahnpflege bei Kindern vom ersten Zähnchen an ist ein unbedingtes Muss und grundlegend für die lebenslange Erhaltung ihrer Mundgesundheit. Dabei übernehmen die Eltern in den ersten Jahren das Zähne­putzen für ihre Sprösslinge und kontrollieren später bis ins Grundschulalter hinein den Putzerfolg der Kinder. 

Von Dr. Ralf Hausweiler, Susanne Krieger und Alexander Saenger

Eine junge Mutter putzt die Zähne ihrer kleinen Tochter. © Oksana Kuzmina – stock.adobe.com
Eine grundlegende Regel der Kinderzahnpflege lautet: Die Eltern putzen sorgfältig und behutsam nach.

Das kleine Einmaleins der Kinderzahnpflege 

Kaum zeigt sich das erste Zähnchen, heißt es für die Eltern auch schon, dieses fleißig zu putzen und das Baby an eine regelmäßige Zahnpflege zu gewöhnen. Kinder sollten das Zähneputzen ebenso selbstverständlich und von klein auf erlernen wie das Laufen und Sprechen. Des­halb gilt es, das Zähneputzen von Anfang an als festes Ritual in den Tagesablauf aufzunehmen. Und so geht die Kinderzahnpflege den Eltern am besten von der Hand:

  • Schon vor dem Durchbruch der ersten Zähne gewöhnt ein sanftes und regelmäßiges Streichen über die noch zahnlosen Kieferkämme das Baby an Bewegungen im Mund, die dem Zähneputzen ähnlich sind. 

  • Der erste Milchzahn – meist ein Schneidezahn im Un­terkiefer – zeigt sich im Alter von etwa sechs Monaten. Von diesem Zeitpunkt an sollten die Zähnchen des Kin­des ein-bis zweimal täglich mit einem Wattestäbchen oder einer leicht feuchten, weichen Kinderzahnbürste und einer dünnen Schicht Kinderzahnpasta von allen Seiten gereinigt werden. Ab dem ersten Geburtstag wird zweimal täglich, ab zwei Jahren zwei-bis dreimal täglich mit Zahnpasta der Zahnbelag von den Zähnen entfernt. 

  • Babys und Kleinkinder können für die Zahnpflege wie beim Stillen im Arm gehalten oder auf den Wickeltisch, den Schoß oder ins Bett gelegt werden. Eine gute Ge­legenheit zum Zähneputzen bietet sich auch, wenn das Kind nach dem Essen noch im Hochstuhl sitzt. Mög­lich ist ebenfalls, die Kleinen auf einen Trittschemel zu setzen. 

  • Das Kind sollte sich in einer Position befinden, bei der man gut an alle Zähnchen herankommt. Beim Putzen ist darauf zu achten, mit der Zahnbürste nicht abzu­rutschen. Das könnte sonst wehtun und das empfind­liche Zahnfleisch des Kindes verletzen. Die freie Hand kann bei Bedarf das Köpfchen stützen oder die Ärm­chen vom Mund fernhalten. Mit einem Finger können Ober-und Unterlippe des Kindes leicht zurückgezogen werden.
  • Bis ungefähr zum dritten Geburtstag putzen die Eltern und dosieren auch die Zahnpasta. Danach können die Kinder regelmäßig selbst zur Zahnbürste greifen und nach und nach das Zähneputzen lernen. Die Eltern lei­ten sie dazu an und putzen nach. 

  • Geputzt wird auf jeden Fall nach dem Frühstück und vor dem Schlafengehen. Das Kind sollte dabei an feste Zeiten für die Zahnhygiene gewöhnt werden (etwa nach dem Anziehen des Schlafanzugs und vor dem Erzählen einer Gutenachtgeschichte).
  • Beim Saubermachen vor allem auch die Schneidezäh­ne beachten. Sie sind stärker kariesgefährdet als ande­re Zähne. 
  • Ein besonderes Augenmerk sollten Eltern zudem auf die sogenannten 6-Jahr-Molaren richten. So heißen die ersten bleibenden Backenzähne. Bei ihnen ist aufgrund der tiefen Rillen in den Kauflächen das Kariesrisiko be­sonders hoch. Zudem werden sie von den davorstehen­den Milchzähnen verdeckt, die erst später ausfallen. 

  • Auch die Zahnzwischenräume sollten nicht vernachläs­sigt werden. Sie sind bei Milchzähnen besonders eng. Hierfür können Zahnseide und Zahnzwischenraum­bürstchen verwendet werden. Praktisch und leicht an­zuwenden: spezielle Zahnseidesticks für Kinder, die es im Fachhandel gibt. 

  • Beim Putzen und Nachputzen durch die Eltern ist ge­nerell Vorsicht angesagt. Heftiges „Schrubben“, das wehtut, ist unbedingt zu vermeiden, damit das Kind mit dem Zähneputzen keinen Schmerz und keine nega­tiven Gefühle verbindet. 

  • Eltern sollten ihrem Kind viel Zeit dafür lassen, das Zähneputzen zu erlernen. Schließlich heißt es nicht umsonst: „Übung macht den Meister.“ 

  • Eine weitere Grundregel für Eltern bei der Kinderzahn­pflege lautet, stets gelassen zu bleiben, auch wenn es einmal nicht so gut funktioniert oder das Kind alles andere im Sinn hat, als sich auf das Zähneputzen zu konzentrieren.

Auf einen Blick

Als Orientierungshilfe finden Sie nachfolgend einen Überblick zur Kinderzahnpflege vom Durchbruch des ersten Milchzahns an bis sechs Jahre.

Es ist eine tabellarische Übersicht zur Zahnpflege von Kindern bis zum Alter von fünf Jahren zu sehen. © Quelle: Bundeszentrum für Ernährung (BZfE), Satz: Ilka Lange

Putzen nach KAI – rundum sauber mit System

Damit auch jeder Zahn sauber wird, hilft eine feste Rei­henfolge beim Zähneputzen. So wird keine Zahnfläche vergessen. Dabei ist es sinnvoll, das Kind stufenweise an die sogenannte KAI-Technik heranzuführen: Erst lernt es, alle Kauflächen zu putzen. Dann zeigen die Eltern ihm, mit kreisenden Bewegungen die Außenflächen seiner Zähne zu reinigen. Das entspricht der feinmotorischen Entwicklungsstufe in diesem Alter, in dem Bewegungen aus dem Handgelenk noch nicht möglich sind. Schließ­lich kommt das „Ausfegen“ der Innenseiten hinzu – im­mer vom Zahnfleisch weg bis zum obersten Rand der Zähne. Am Ende putzt das Kind nach der KAI-Technik seine Zähne rundum sauber.

Zu sehen ist eine Übersichtsgrafik mit Bildern zur Veranschaulichung des Zähneputzens nach dem KAI-System: Erst die Kauflächen, dann die Außenflächen, zuletzt die Innenflächen der Zähne gründlich putzen. © Verein für Zahnhygiene

Mit der richtigen Zahnbürste putzen 

Für Kinder gibt es altersgerechte Zahnbürsten mit kurzem Bürstenkopf und dickem, rutschfestem Griff. So können sie alle Zähne in ihrem kleinen Mund erreichen und die Zahnbürste leicht festhalten und gezielt führen. Bei elektrischen Kinderzahnbürsten muss das richtige Führen eingeübt werden.

Zahnpasta für Kinder 

Kinderzahnpasta hat grundsätzlich eine geringere Fluoridkonzentration als Zahncreme für Erwachsene oder ältere Kinder. Denn bis zum Alter von etwa vier Jahren können Kinder noch nicht so gut ausspucken und verschlucken häufig auch ungewollt Zahnpasta. Die Zahncreme sollte bis dahin auch nicht süß schmecken. Ab der Einschulung kann das Kind seine Zähne dann mit einer Erwachsenenzahncreme putzen.

Kariesschutz

Fluorid macht Kinderzähne stark

Fluorid ist auch bei Kinderzahncremes ein wichtiger Bestandteil zur Kariesvorbeugung. Es erhöht die Wider­standskraft der Zähne gegen Säuren, führt zu einer Wie­deraufnahme wichtiger Mineralien in den Zahnschmelz und wirkt sich hemmend auf den Stoffwechsel von Karieskeimen aus. Zahnmediziner raten dazu, für Kinder eine fluoridierte Zahnpasta mit einem altersgerechten Fluoridgehalt zu verwenden. Die Anwendung von Fluorid­tabletten und fluoridiertem Speisesalz oder von Fluoridlack sollten Eltern mit dem behandelnden Zahnarzt bespre­chen. Mit dem QR-Code gelangen Sie zu weiterführenden Informationen zur Kariesvorbeugung mit Fluorid.

Tipp

Zwei bis drei Minuten lang Zähne putzen? Mit einer Zahnputz-Sanduhr speziell für Kids ein Kinderspiel!

Die wichtigste Regel: Eltern putzen Kinderzähne sauber! 

Die Zähne ihres Kindes in den ersten Lebensjahren regel­mäßig und gründlich zu putzen und später nachzuput­zen, ist eine wichtige Aufgabe der Eltern. Ein Kind kann seine Zähne erst dann selbst vollständig sauber halten, wenn es in der Grundschule gelernt hat, flüssig zu schrei­ben. Bis dahin ist es auf seine Eltern angewiesen, die es zum Zähneputzen anleiten und bis zum Alter von zirka sieben Jahren das Putzen ihres Kindes kontrollieren und gewissenhaft nachputzen. Auch danach sollten Eltern in den ersten Schuljahren noch nach jedem Zähneputzen auf die Zähne schauen. 

Zähneputzen lernen heißt für das Leben lernen 

Kinder, die ein gesundes Milchgebiss und als Schulkinder gesunde bleibende Zähne aufweisen, haben die allerbesten Aussichten, ihre Zähne ein Leben lang gesund zu erhalten. Die Weichen dafür werden von den Eltern gestellt – durch eine sorgfältige Kinderzahnpflege von Anfang an, bei der die Kinder Schritt für Schritt die Routinen und Techniken einer gewissenhaften Mundhygiene erlernen. Wie wichtig dies auch für die allgemeine Entwicklung eines Kindes ist, wissen Entwicklungspsychologen. Erwirbt ein Kind unter anderem die Fähigkeit, sich regelmäßig, gründlich und eine bestimmte Zeit lang die Zähne zu putzen, erlernt es dadurch Ausdauer und Konsequenz beim täglichen Han­deln und wird im späteren Leben in der Lage sein, Ziele zu erreichen und soziale Kontakte aufrechtzuerhalten. Eltern schultern also Tag für Tag eine große Verantwortung – mit Unterstützung des Zahnarztes im Rahmen der gesetzlich vorgesehenen Vorsorge für Kinder und Jugendliche in der Zahnarztpraxis.

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Gesetzliche Zahnvorsorge für Kinder und Jugendliche

Das Leistungsangebot der gesetzlichen Krankenkassen sieht Früherkennungsuntersuchungen und Vorsorge­maß­nahmen in der Zahnarztpraxis für Kinder von sechs Monaten bis zum Eintritt ins Schulalter vor. Für Sechs-bis 17-Jährige schließt sich ein spezielles Programm der Individualprophylaxe an.