Zahnunfall – was tun?
Eine Umfrage belegt, dass zwei Drittel der Deutschen bereits einen Unfall hatten, bei dem Zahnschäden aufgetreten sind. Gleichzeitig sind 65 Prozent der Menschen hierzulande sich nicht darüber im Klaren, was bei einem Zahnunfall zu tun ist. Unmittelbar nach dem Unfall sollten Zahnbruchstücke oder ganze Zähne fachgerecht konserviert werden. Anschließend heißt es, so schnell wie möglich einen Zahnarzt oder eine Zahnklinik aufzusuchen.

Richtiges Handeln nach Unfall entscheidend
Bei vielen Outdooraktivitäten und Sportarten, aber auch bei der Arbeit im Haushalt oder nach ein paar Bierchen zu viel auf einer feuchtfröhlichen Party oder im Karneval kann es schnell einmal zu einem Sturz kommen. Dabei kann sich ein Zahn lockern oder verschoben werden. Im schlimmsten Fall bricht ein Stück vom Zahn ab oder der Zahn wird ganz ausgeschlagen. Zum Glück hält die moderne Zahnmedizin eine Reihe an Behandlungsmöglichkeiten für solche Fälle bereit. Ein ganzer Zahn kann dann möglicherweise wieder eingesetzt, Zahnbruchstücke können mit einem Spezialkunststoff wieder angeklebt werden. Voraussetzung ist ein rasches und zielgerichtetes Handeln nach dem Zahnunfall, um verunglückte Zähne bis zum Erreichen einer Zahnarztpraxis oder einer Zahnklinik bestmöglich zu konservieren.
Unmittelbar nach einem Unfall ist natürlich der Schreck groß. Trotz Angst und Schmerzen gilt es jedoch, einen klaren Kopf zu bewahren, Maßnahmen zur Ersthilfe zu ergreifen und möglichst rasch einen Zahnarzt aufzusuchen. Wie Zahnmediziner empfehlen, sollte man bei Blutungen im Mund leicht auf ein Stofftaschentuch beißen. Ist ein Zahn abgebrochen oder ausgeschlagen worden, hat es oberste Priorität, den Zahn bzw. das Zahnstück zu finden und zu konservieren. Wichtig dabei ist: Niemals die Zahnwurzel, sondern nur die Zahnkrone anfassen, da sich auf der Wurzel lebende Zellen befinden. Der Zahn darf auf keinen Fall abgewaschen werden.
Zahn oder Zahnteil feucht halten
Zähne bzw. Zahnbruchteile müssen feucht gehalten werden. Ausgeschlagene Zähne trocknen ungeschützt innerhalb weniger Minuten aus. Das führt dazu, dass die Zellen an der Wurzeloberfläche absterben und ein Zahn bei dem Versuch, ihn wieder einzupflanzen, nicht mehr einheilen kann. Konservieren lassen sich Zähne oder Zahnstücke am längsten in einer sogenannten Zahnrettungsbox, die eine spezielle Zellnährlösung enthält – und zwar mindestens 24 Stunden lang. Die Box gibt es beim Zahnarzt oder in der Apotheke und ist nicht nur für alle, die gerne Sport treiben, sondern auch als Anschaffung für Kindergärten, Schulen, Schwimmbäder und Sportstätten sinnvoll.
Hat man keine Zahnrettungsbox bei sich, ist Improvisationsgeschick gefragt. Ein bis zwei Stunden lässt sich ein Zahn oder ein Zahnbruchstück in einem Glas kalter H-Milch aufbewahren. Wer keines dieser Hilfsmittel zur Verfügung hat, sollte den Zahn bzw. den Zahnteil auf keinen Fall in Wasser oder ein feuchtes Tuch legen. In den Mund nehmen ist ebenfalls nicht ratsam. Allenfalls kann man ihn für den Transport in Frischhaltefolie einwickeln.
So schnell wie möglich zum Zahnarzt gehen!
Bei den genannten Konservierungsalternativen ist zu beachten, dass die mögliche Lagerungsdauer im Vergleich zur Zahnrettungsbox deutlich geringer ausfällt. Milch und Frischhaltefolie können das kontinuierliche Absterben der Zellen nur für kurze Zeit verzögern und sollten schnellstmöglich gegen eine Zahnrettungsbox ausgetauscht werden. Nachdem geeignete Maßnahmen für eine Konservierung getroffen wurden, ist so schnell wie möglich eine Zahnarztpraxis oder eine Zahnklinik aufzusuchen! Der Notfall sollte telefonisch angekündigt werden. Schildern Sie, was passiert ist, wie, wann und wo der Unfall genau stattgefunden hat, ob Milch- oder bleibende Zähne betroffen sind und vielleicht auch Weichteile wie Wangen, Nase, Lippen, Zunge oder das Zahnfleisch verletzt wurden. Zudem können auch Oberkiefer, Unterkiefer oder die Kiefergelenke in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Der sofortige Besuch beim Zahnarzt ist auch dann anzuraten, wenn bei einem Unfall auf den ersten Blick kein Zahn verletzt zu sein scheint, denn es können Folgeschäden auftreten, beispielsweise an der Zahnwurzel. Nach der Versorgung in der Zahnarztpraxis oder Zahnklinik kommt möglicherweise ein Antibiotikum zum Einsatz. Gegebenenfalls sollte der Tetanusschutz aufgefrischt werden. Für alle Sportarten, bei denen ein Risiko für die Zähne besteht (auch für Ballsportarten und Hockey), ist das Tragen eines Zahnschutzes empfehlenswert. Für Radfahrer gibt es auch Helme mit integriertem Kinnbügel.
Erste Schritte beim Zahnunfall
- Den Zahn oder das Zahnbruchstück suchen.
- Nur an der Zahnkrone anfassen, die Wurzeloberfläche darf nicht berührt werden.
- Nicht säubern, am Zahn haftende Schmutzpartikel nicht entfernen, Zahn nicht desinfizieren.
- Nicht austrocknen lassen, Zahn feucht halten, am besten einfach in die Zahnrettungsbox legen.
- So schnell wie möglich zum Zahnarzt oder in die Zahnklinik. Die dort erfolgende Dokumentation ist auch für eventuelle Versicherungsansprüche wichtig.
Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung
Die Zahnrettungsbox gehört in jeden Erste-Hilfe-Koffer!
Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) empfiehlt, die Zahnrettungsbox in das Erste-Hilfe-Inventar jeder Schule und jeder Sportstätte aufzunehmen. Auch für Haushalte ist die Anschaffung einer Zahnrettungsbox zu empfehlen. Zahnrettungsboxen sind in der Apotheke erhältlich. Ihre Haltbarkeitsdauer beträgt bei Zimmertemperatur je nach Hersteller ein bis drei Jahre.
Quelle: Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung
Erste-Hilfe-Website bei Zahnunfällen
www.rette-deinen-zahn.de
Die „Deutsche Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie“, kurz DGET, hat die Webseite „Rette deinen Zahn“ ins Leben gerufen, die in übersichtlicher Weise alle wichtigen Schritte aufzeigt, welche für eine Zahnrettung erforderlich sind. In nur wenigen Klicks stößt man auf Empfehlungen zum richtigen Verhalten bei Zahnunfällen.
Die Website will Patienten und Patientinnen in die Lage versetzen, durch ein entschlossenes und umsichtiges Handeln dauerhafte Zahnschäden und Zahnverlust nach einem Zahnunfall zu verhindern. Als Einstieg dienen Piktogramme, die verschiedene Unfallmöglichkeiten abbilden und die Nutzer der Website zielgerichtet zu weiterführenden Seiten mit aussagekräftigen Bildern und leicht verständlichen Verhaltensempfehlungen lenken.