Zahngesundheit

Gar nicht gut für die Zähne: Zuckerbomben und versteckter Zucker

Wie heutzutage bestens bekannt ist, sind zucker- und säurehaltige Speisen und Getränke eine erhebliche Gefahr für die Zähne. Aber wussten Sie auch, wie viel Zucker zum Beispiel im vermeintlich gesunden Müsliriegel, in Fruchtjoghurts, Smoothies oder Softdrinks steckt? Oder dass auch Chips und Ketchup Karies verursachen können? Besser ist es, Zuckerfallen zu vermeiden – Ihre Zähne werden es Ihnen danken.
Von Dr. Ralf Hausweiler, Dr. Harald Holzer, Dr. Stephan Kranz, Susanne Krieger, Alexander Saenger
Erstellt am 15.11.2024
Eine Buttercremetorte mit Kirschen und Himbeeren verziert und mit Zucker überstäubt auf einem Tortenteller mit Podest vor türkisfarbenem Hintergrund. © Gayan – stock.adobe.com

Vorsicht Zuckerfalle!

Das geht wahrscheinlich so gut wie jedem so: Für den kleinen Hunger zwischendurch und auch bei Stress greifen viele gerne zu süßen Snacks, bei der sonntäglichen Kaffeetafel gibt es leckeren Kuchen satt und auf Partys oder beim gemütlichen Fernsehabend zu Hause sind Chips oder anderes Knabbergebäck und Softdrinks für viele die erste Wahl. Süßes aller Art und Softdrinks, aber auch Fitness- und Energydrinks und nicht zuletzt Smoothies enthalten jedoch eine große Menge Zucker – die Nahrungsgrundlage für Kariesbakterien. Auch Cocktails und Alkopops sind Zuckerbomben. Und wer denkt, dass salzige Snacks für die Zahngesundheit unbedenklich sind, der irrt: Gerade Chips, Salzstangen oder Erdnussflips sind alles andere als gut für die Zähne, da sie reich an Kohlehydraten in Form von Stärke sind, die bereits im Mund in Zucker aufgespalten wird. Kommt bei zucker- und säurehaltigen Lebensmitteln und Getränken eine klebrige Konsistenz hinzu, erhöht sich die zahnschädliche Wirkung.

Versteckter Zucker

Was vielen Verbrauchern außerdem nicht bewusst ist: Neben den „üblichen Verdächtigen“ in Sachen Kariesentstehung wie Schokolade und süßen Snacks sind auch viele industriell gefertigte Lebens- und Genussmittel wie Ketchup, Salatdressings, Dips und Soßen wahre Zuckerfallen. Das gilt ebenfalls für viele Fertiggerichte und -salate und sogar die beliebte Tiefkühlpizza. Sie werden als „herzhaft“ wahrgenommen, weil sie eigentlich gar nicht süß schmecken, enthalten jedoch einiges an Zucker. Zucker wird außer für den Geschmack auch als Binde- und Konservierungsmittel eingesetzt. Da ist es nicht verwunderlich, dass selbst in Gemüsekonserven und sogar Wurstwaren Zucker zu finden ist.

Aus Konsumentensicht ebenfalls ganz schön „trickreich“: Produkte mit dem Hinweis „ohne Zuckerzusatz“ enthalten zwar keinen Haushalts-, also Rohr- oder Rübenzucker, können jedoch Trauben-, Frucht- oder Milchzucker aufweisen, der nicht deklariert werden muss, wenn er von Natur aus in dem Lebensmittel vorkommt. Der Inhaltsstoff Zucker versteckt sich zudem oft hinter Fachbezeichnungen. Lesen Sie auf der Verpackung, dass ein Lebensmittel mit Glucose bzw. Dextrose, Fruktose, Laktose, Saccharose und Maltose oder aber mit Malzextrakt, Süßmolkenpulver sowie Dicksaft oder Sirup aller Art angereichert wurde, ist dieses Produkt zuckerhaltig.

Die schlimmsten Zuckerfallen

Wussten Sie, wie viel Zucker manche Lebensmittel und Getränke enthalten? Hier sind die Spitzenreiter (Zuckergehalt je 100 g/ml):

Bonbons 90 g, Honig 62–85 g, Biskuits 50 g, Marzipan 49 g, Schokolade 46–62 g, Trockenfrüchte 40–75 g, Marmelade 36–76 g, Eis­creme 21 g, Ketchup 13–25,3 g, Fruchtjoghurt 8,5–13,8 g, Energydrink 11–17 g, Instant-Eiskaffee 11 g, Coca Cola 10,6 g, Smoothie 10–15 g, Limonade 7,6–10 g, Eistee 4,5–8 g

Lebensmittel für Kinder – oft besonders süß!

Vorsicht bei Milchprodukten und anderen Lebensmitteln, die auf dem deutschen Markt speziell für Kinder angeboten werden: Sie enthalten oft übermäßig viel Zucker – und werden dennoch von den Herstellern als „gesund" beworben.

Zuckergehalt beliebter Lebensmittel und Getränke

Bilderreihe mit Abbildungen einer Flasche Ketchup, einer Tafel Schokolade, einem Schokoriegel (Mars), einer Dose Fanta und Cola, einem Becher Fruchtjoghurt und einem Glas Nutella mit der Abbildung der Anzahl an Zuckerwürfeln, die in jedem Lebensmittel/Getränk steckt. © Fotonen – istockphoto.com, Pixelot – stock.adobe.com, Taras – stock.adobe.com, Markus Mainka – stock.adobe.com, Oleksandr Blishch – stock.adobe.com, mraoraor – stock.adobe.com, Ilka Lange – semio
So viele Stücke Würfelzucker stecken umgerechnet in diesen Lebensmitteln und Getränken. Zum Vergleich: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, täglich am besten nicht mehr als 25 g Zucker zu verzehren, was 8 Stück Würfelzucker entspricht.

Zahngesund essen und trinken – so gehts

Wie gelingt es nun, den vielen Zuckerfallen zu entgehen und sich bewusst zahngesund zu ernähren? Hier die Empfehlungen von Zahnärzten und Ernährungsexperten:

  • Zuckerbomben und Lebensmittel mit verstecktem Zucker meiden, dagegen auf wenig verarbeitete, gesunde Nahrungsmittel setzen, die keinen oder nur wenig Zucker enthalten. Schauen Sie sich im Supermarkt immer genau die vorgeschriebene Nährwertkennzeichnung auf der Verpackung an, die alle enthaltenen Zuckerarten umrechnet und mit genauer Mengenangabe als Zucker deklariert.
  • Mit frischen Zutaten selber kochen statt zu Fertiggerichten und Fast-Food zu greifen. Kaufen Sie anstelle von Fruchtjoghurt lieber Naturjoghurt und peppen ihn mit saisonalen Früchten und gehackten Nüssen auf.
  • Gründliches Kauen regt den Speichelfluss an, fördert die Selbstreinigung der Zähne und massiert das Zahnfleisch. Der Speichel neutralisiert dabei Säuren und gibt dem Zahnschmelz verlorene Mineralien zurück.
  • Möglichst naturbelassene Vollwert- und Rohkost (Vollkornprodukte, Gemüse) ist gut für die Zähne. Sie muss gut gekaut werden und enthält wenig Zucker und viele Vitamine und Mineralstoffe.
  • Eiweiße und Fette, wie sie in vielen Lebensmitteln vorkommen, fördern ebenfalls keine Karies. Manche Lebensmittel sind sogar reich an Mineralstoffen, die Zahnfleisch und Zähne stärken und schützen. Käse und andere Milchprodukte enthalten viel Kalzium, den wichtigsten Aufbaustoff für Knochen und Zähne. Käse macht zudem aggressive Säuren im Mund unschädlich.
  • Süßes „in einem Rutsch“ snacken. Naschkatzen und Genießer müssen nicht auf Süßkram verzichten, wenn sie maßhalten und nicht über den ganzen Tag verteilt, sondern nur einmal täglich zulangen. Der häufige Verzehr von Süßigkeiten führt ansonsten zu einem hohen Zuckerspiegel im Mund.
  • Bei Getränken sind Wasser und ungesüßte Tees wie schwarzer Tee, Kamillentee und andere Kräutertees ungefährlich für die Zähne. Grüner Tee ist aufgrund des Fluorids und weiterer Substanzen, die den Zahnschmelz stärken, sogar besonders zahnfreundlich.
  • Ausreichend lange Pausen zwischen den Mahlzeiten sorgen dafür, dass der Speichel mit seinen Mineralien immer wieder ein ausgewogenes Mundmilieu schaffen kann. Drei große Mahlzeiten am Tag sind daher besser für die Zähne als viele kleine Mahlzeiten.
  • Nach dem Naschen Zähne putzen. Eine halbe Stunde nach dem „Süß-“ oder „Säureschock“, den die Zähne durch den Verzehr von zucker- und säurehaltigen Lebensmitteln buchstäblich erleiden, alle Zahnoberflächen und Zahnzwischenräume gründlich säubern. Die Wartezeit verhindert, dass der angegriffene Zahnschmelz teilweise weggeputzt wird.

Gesund, aber süß? Obst zahnfreundlich genießen

Auch für stark zucker- und säurehaltige Obstsorten wie Orangen gilt: Auf keinen Fall auf gesundes Obst verzichten, sondern Früchte und Fruchtsäfte zu den Hauptmahlzeiten oder als Dessert verzehren und nicht über den ganzen Tag verteilt essen. Anschließend den Mund mit Wasser spülen.

Zahngesunde Ernährung hat viele Vorteile

Eine zahnbewusste und zuckerarme Ernährung zahlt sich gleich in mehrfacher Hinsicht aus:

  • Bei guter Zahnpflege und regelmäßiger zahnärztlicher Kontrolle bestehen die besten Chancen auf gesunde Zähne und gesundes Zahnfleisch bis ins hohe Alter.
  • Gesunde Zähne bedeuten immer auch ein großes Plus für die allgemeine Gesundheit – die Wissenschaft hat nachgewiesen, dass zwischen Erkrankungen im Mundbereich und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Atemwegsinfekten und Lungenentzündungen ein Zusammenhang bestehen kann.
  • Und last, but not least tun Sie mit einer zahnfreundlichen Ernährung auch Ihrer schlanken Linie etwas Gutes. Stark zuckerhaltige Lebensmittel und Getränke sind schließlich ganz schöne Kalorienbomben, die das Risiko für Übergewicht und damit auch für Bluthochdruck und Diabetes erhöhen. 

Essen und naschen Sie also künftig am besten zahnfreundlich – so bleiben Sie und Ihre Zähne auch auf lange Sicht fit und gesund!

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