Forschung

Eine gute Mundflora stärkt die Hirngesundheit

Darmbakterien und ihr Einfluss auf die Hirngesundheit sind schon lange ein Gegenstand der Forschung. Eine britische Studie kommt jetzt zu dem Schluss, dass auch Mundbakterien eine Auswirkung auf das Gehirn haben. Eine gesunde Mundflora kann geistigem Abbau und Demenz vorbeugen. Eine große Rolle spielt dabei ein gasförmiger Neurobotenstoff, der sich positiv auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns auswirkt.
Von Öffentlichkeitsarbeit (sk)
Erstellt am 14.02.2205
Quelle: PNAS NEXUS | Uni Freiburg
Die Hand einer Person im Hintergrund zeigt mit zwei Fingern auf ein 3-D-Abbild eines menschlichen Gehirns, ein elektronisches Raster veranschaulicht die elektrischen Impulse bzw. die Interaktion der Nervenzellen. © vegefox.com – stock.adobe.com

Darmbakterien beeinflussen Immunsystem des Gehirns

Ein Team von Neuropathologen der Universität Freiburg hat Belege für eine in der Wissenschaft schon seit Langem bestehende Hypothese erbracht. Die Forscher konnten nachweisen, dass die Darmflora von grundlegender Bedeutung für die Immunabwehr des Gehirns ist und vermutlich auch entscheidend zur Entstehung bzw. zum Ausbleiben von Krankheiten wie Alzheimer und Multipler Sklerose beiträgt. Bei Mäusen war festzustellen, dass Abbauprodukte von Darmbakterien die Funktionsfähigkeit der Makrophagen bzw. Fresszellen des Gehirns, auch Mikroglia genannt, in erheblichem Maß beeinflussen. Mikroglia beseitigen eingedrungene Erreger und abgestorbene Nervenzellen – sind sie in ihrer Funktionsweise eingeschränkt, kann das zur Entstehung von Hirnerkrankungen führen. Eine Beeinträchtigung der nützlichen Darmbakterien kann den Makrophagen im Gehirn erheblich zusetzen.

Mundkeime nutzen oder schaden kognitiven Fähigkeiten

Aber auch die Mundflora kann sich auf die geistige Gesundheit auswirken. Eine Gruppe britischer Wissenschaftler der Universität Exeter hat jüngst untersucht, wie sich das Mikrobiom in der Mundhöhle auf das menschliche Gehirn im fortgeschrittenen Alter auswirkt. Die Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsleistung des alternden Gehirns scheint durch bestimmte Bakterienarten günstig oder ungünstig beeinflusst zu werden. Mundbakterien können Leistungsfähigkeit und Gesundheit des Gehirns also fördern oder beeinträchtigen.

Die Ergebnisse der Studie werden durch die verbreitete Annahme vieler Wissenschaftler gestützt, dass Entzündungen im Mundbereich, die durch Krankheitserreger hervorgerufen werden, auch dem Gehirn schaden. Parodontitis steht beispielsweise schon lange im Verdacht, das Alzheimerrisiko zu erhöhen. Wie können Mikroorganismen aber der kognitiven Gesundheit förderlich sein? Das Geheimnis liegt in der Umwandlung von Nitrat in Stickstoffmonoxid, die durch nützliche Mundbakterien erfolgt. Nitrat gelangt vor allem durch pflanzliche Nahrung in den Mund. Stickstoffmonoxid ist ein Gas, das als Botenstoff bei der Interaktion bzw. Kommunikation der Nervenzellen miteinander eine Rolle spielt und demnach als wichtiger Faktor für die neuronalen Vorgänge im Gehirn anzusehen ist.

Die Studie aus Exeter basiert auf einer Analyse der Mundflora von 115 über 50-jährigen Probanden. Teilweise wiesen die untersuchten Studienteilnehmer bereits leichte kognitive Defizite auf. Diejenigen Personen, bei denen besonders viele Bakterien aus der Gattung Neisseria (Neisserien) die Mundhöhle besiedelten, zeichneten sich durch eine bessere Gedächtnisleistung und Fähigkeit zur Lösung komplexer Probleme aus als Probanden, bei denen zahlreiche Mikroorganismen der Gattung Porophyromonas im Mund aufzufinden waren. Bei letzteren Studienteilnehmern waren nachlassende kognitive Fähigkeiten festzustellen. Zum Typus Porophyromonas gehören bezeichnenderweise einige pathogene Arten, die Parodontitis verursachen können (wie zum Beispiel Porphyromonas gingivalis).

Demenz durch gute Mundhygiene vorbeugen

Die britischen Forscher weisen auf der Grundlage ihrer Studienergebnisse darauf hin, dass eine Veränderung des Mikrobioms im Mund zugunsten nützlicher Keime einem Verfall der kognitiven Leistungsfähigkeit und dementiellen Erkrankungen entgegenwirken kann. Hier ist vor allem an eine gute Mundhygiene zu denken. Durch eine regelmäßige und sorgfältige Zahn- und Mundpflege lassen sich die schädlichen Keime im Mundbereich deutlich reduzieren. Auch eine Umstellung der Ernährung auf eine gesunde und hauptsächlich pflanzliche Kost kann sich positiv auswirken und dabei helfen, neben der Mundgesundheit auch die Gesundheit des Gehirns langfristig zu erhalten.

   

Auswirkungen von Mund- und Darmflora auf die Gesundheit des Gehirns

Links zu Studien und weiterführenden Infos

Die Studie der Universität Exeter mit dem Titel „Oral microbiome and nitric oxide biomarkers in older people with mild cognitive impairment and APOE4 genotype“ können Sie online einsehen.
   

Mundflora und Hirngesundheit
   

Die Universität Freiburg informiert auf ihren Seiten über die Studie „Host microbiota constantly control maturation and function of microglia in the CNS“.
   

Darmbakterien und Immunabwehr des Gehirns

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